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Erich Fried: Liebesgedichte

Frieds Gedichte suchen die heutigen Orte der Liebenden auf, so eingeschränkt sie durch den Beton der äußeren und inneren Landschaften sein mögen.
Freundlich und zärtlich beschreiben sie die Gefühle außerhalb des Konsums, die behutsamen Gespräche ohne Medienwirrwarr, das Vertrauen zum anderen dort, wo sonst niemand mehr niemandem traut und jeder zum Feind des anderen gemacht werden soll.

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Klaus Wagenbach, Berlin, 1994
102 oldal · puhatáblás · ISBN: 3803101034

Enciklopédia 1


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Népszerű idézetek

LaBelle>!

Trennung

Der erste Tag war leicht
der zweite Tag was schwerer
Der dritte Tag war schwerer als der zweite

Von Tag zu Tag schwerer:
Der siebente Tag war so schwer
daß es schien er sei nicht zu ertragen

Nach diesem siebenten Tag
sehne ich mich
schon zurück

23. oldal (Klaus Wagenbach, 1994)

LaBelle>!

Ohne dich

Nicht nichts
ohne dich
aber nicht dasselbe

Nicht nichts
ohne dich
aber vielleicht weniger

Nicht nichts
aber weniger
und weniger

Vielleicht nicht nichts
ohne dich
aber nicht mehr viel

24. oldal (Klaus Wagenbach, 1994)

LaBelle>!

Leilied bei Ungewinster

Tschill tschill mein möhliges Krieb
Draußen schnirrt höhliges Stieb

Draußen schwirrt kreinige Trucht
Du aber bist meine Jucht

Du aber bist was mich tröhlt
Dir bin ich immer gefröhlt

Du bist mein einziges Schnülp
Du bist mein Holp und mein Hülp

Wenn ich allein lieg im Schnieb
denk ich an dich mein Krieb

25. oldal, (Klaus Wagenbach, 1994)

LaBelle>!

Das Schwere

Die Landschaft sehen
und die Landschaft hören
und nicht nur hören und sehen
die eigenen Gedanken
die kommen und gehen
beim Denken an die Landschaft
an die Landschaft ohne dich
oder an dich in der Landschaft

Vögel die steigen
hinauf in den Morgenhimmel
sind keine Raumschiffe
keine singenden Skalpelle
Nicht einmal Kinderdrachen sind sie
denn die gehören
nur dann zur Landschaft
wenn wirkliche Kinder
wirkliche Drachen steigen lassen im Wind

Und das Grau
unter den Bäumen
an einem verregneten Mittag
ist keine Höhle
für lauernde Meerungeheuer
sondern es ist nur das Grau unter den Bäumen
die vielleicht Unterschlupf sein können
vor dem Regen

Und auch die Sonne hat
keine rotblonden Haare
und der Mond hat auch ohne dich
keinen wehenden weißen Bart
Und der Abend ist der Abend
und die Nacht ist die Nacht
und Spätherbst ist immer die Zeit
zwischen Ernte und Sterben

60. oldal (Klaus Wagenbach, 1994)

LaBelle>!

Durcheinander

Sich lieben
in einer Zeit
in der Menschen einander töten
mit immer besseren Waffen
und einander verhungern lassen
Und wissen
daß man wenig dagegen tun kann
und versuchen
nicht stumpf zu werden
Und doch
sich lieben

Sich lieben
und einander verhungern lassen
Sich lieben und wissen
daß man wenig dagegen tun kann
Sich lieben
und versuchen nicht stumpf zu werden
Sich lieben
und mit der Zeit
einander töten
Und doch sich lieben
mit immer besseren Waffen

43. oldal (Klaus Wagenbach, 1994)

LaBelle>!

Die Vorwürfe

Die Vorwürfe
die ich dir
nicht mache
weil ich
kein Recht habe
sie dir zu machen
und weil ich Angst habe
dich zu verlieren
sehen einander an
welcher von ihnen
der größte
und schwerste ist
und sie beginnen
zu streiten
um ihre Zukunft

Sollen sie sich
an mir
schadlos halten
dafür
daß ich sie nicht
zu worte kommen ließ
und was
sollen sie mit mir tun?
mir dem Atem nehmen?
Sollen sie mich
oder nur
meine Liebe
ersticken?
Sie wollen nicht sehen
daß sie ungerecht sind

72. oldal (Klaus Wagenbach, 1994)

LaBelle>!

Notwendige Fragen

Das Gewicht
der Angst
Die Länge und Breite
der Liebe
Die Farbe
der Sehnsucht
im Schatten
und in der Sonne

Wieviel Steine
geschluckt werden müssen
als Strafe
für Glück
und wie tief
man graben muß
bis der Acker
Milch gibt und Honig

16. oldal (Klaus Wagenbach, 1994)

LaBelle>!

Inschrift in David Coopers Buch
»Die Sprache der Verrücktheit«

Dieses Buch ist ein Buch für die Freiheit.

Freiheit ist unteilbar.
Wenn ich einen Teil der Freiheit preisgebe,
schlage ich eine Bresche für die Unfreiheit.
Wenn ich einen Teil meiner Freiheit preisgebe,
gebe ich meine ganze Freiheit preis.
Wenn ich einen Teil meiner Freiheit preisgebe,
um nicht meine ganze Freiheit preisgeben zu müssen,
gebe ich meine ganze Freiheit preis.
Freiheit ist unteilbar.

Wenn ich um meines Friedens willen
auf einen Teil meiner Freiheit verzichte,
verrate ich meinen Frieden und meine Freiheit.
Wenn ich um meines Denkens willen
auf einen Teil meiner Freiheit verzichte,
verrate ich mein Denken und meine Freiheit.
Wenn ich um meiner Liebe willen
auf einen Teil meiner Freiheit verzichte,
verrate ich meine Liebe und meine Freiheit
Wenn ich um der Freiheit willen
auf einen Teil meiner Freiheit verzichte,
verrate ich meinen Willen und die Freiheit.
Wenn ich um der Freiheit der anderen willen
auf meine Freiheit verzichte,
verrate ich mich und die anderen und die Freiheit.
Freiheit ist unteilbar.

Wenn ich um der Freiheit willen einen Teil der Freiheit aufschiebe,
verrate ich für immer die ganze Freiheit.
Freiheit ist unaifschiebbar.

Wenn ich um der Freiheit willen Machtpolitik betreibe,
verrate ich mich selber und die Freiheit.
Freiheit kann nicht an die Macht kommen,
ohne Unfreiheit zu werden und zu erzeugen,
aber sie kann gegen Macht kämpfen, indem sie Freiheit ist,
und sie kann vielleicht die Macht abschaffen.

Wenn ich die Freiheit einem Sinn unterordne,
verrate ich die Freiheit.
Es gibt keine unsinnige und keine sinnlose Freiheit.

Freiheit ist Freiheit für mich und für dich
und für ihn und für sie und für es
und für uns und für euch und für sie.
Freiheit ist unteilbar.
Freiheit, die nicht auch deine Freiheit ist,
ist keine Freiheit.

90-91. oldal (Klaus Wagenbach, 1994)

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